Freitag, 17. August 2012

Machu Picchu (Peru) - Die vergessene Stadt der Inkas

Auf meine Reise gab es kaum einen anderen Meilenstein dem ich so sehr entgegen fieberte wie Machu Picchu, der vergessenen Stadt der Inkas. Und Machu Picchu zu sehen war mir auch fast jeden Preis wert und das sollte es besser auch, denn der Besuch geht schon ziemlich ins Geld. Zuerst einmal muss man nach Cusco und dort lassen einem wie geschildert Sehenswürdigkeiten und gut gemachte Touristenfallen das Geld nur so aus den Taschen fließen. Dort bucht man dann ein Ticket für Machu Picchu (40 €) und eine Fahrkarte für den Zug. Selbst wenn man diesen ab Ollantaytambo bucht (3 Stunden von Cusco), schlägt die Fahrt immernoch mit ca. 80 € zu Buche. Eine stolzer Preis für eine Fahrt von 40 km (1 1/2 Std.) pro Strecke. Alternativ hätte ich auch einen mehrtägigen Treck nach Machu Picchu machen können (der berühmte Inka Trail selbst war bereits bis in den Oktober hinein ausgebucht), aber mich plagte immernoch eine seltsame Kombination aus Erkältung, ungeregelter Verdauung und Schwächegefühl, die mich seit La Paz begleitete (keine Sorgen Mama, inzwischen ist alles wieder gut) und so entschied ich mich für den gemütlichen Zug.
Nach einer Nacht in Aguas Caliantes, einer Ortschaft die nur dafür existiert, um den Besuchern von Machu Picchu ein Bett und ein Abendessen bereitzustellen und ihnen die Möglichkeit bietet jedes erdenkliche Machu Picchu Merchandise zu erwerben, was nicht gerade zu ihrem Charm beiträgt, stand dann am frühen Morgen eine Busfahrt auf den Berg von Machu Picchu (weitere stolze 6€ für eine Fahrt von 10 Minuten) an. Nachdem nun sämtliche Kosten entrichtet waren und ich in der langen Schlange am Eingang von Machu Picchu schlussendlich bis zur Pforte selber vorgerückt war, war die Vorfreude grenzenlos. Mit schnellem Schritt ging ich den Berg hinauf und versuchte mich an dicken Amis, japanischen Touristen, die in Zeiten der Farbfilmfotografie bereits jetzt den ersten Film hätten wechseln müssen und den generell etwas langsameren Schweizern (und da sag nochmal jemand reisen würde mit Vorurteilen aufräumen ;)), vorbei zu schlängeln. Und dann stand ich endlich auf dem Hügel gegenüber von Machu Picchu, von dem sämtliche Besucher ihre neuen Facebook-Profilphotos, Fotoleinwandmotive oder das Material für ganze Dia-Abende schießen und ich sah..... NICHTS!!!!
Machu Picchu war von Wolken und Nebel verhangen und es gab nichts zu sehen. Zuerst machte sich Enttäuschung breit, die unverzüglich in Panik umschlug. Sollte der ganze Weg umsonst gewesen sein, die ganze Vorfreude unbegründet, sollte ich das große Highlight Südamerikas nur in der verpixelten "Pay-TV für nicht Abonenten Fassung" zu sehen bekommen? Ich dachte nur: Wenn das so bleibt, heule ich mich heute in den Schlaf. Dann begann ich zu überlegen: Könnte ich morgen wiederkommen? Ob es wohl noch Tickets gibt? Das teure Zug Ticket müsste ich wohl verfallen lassen und noch eine Nacht im lieblosen Aguas Calliente verbringen. Doch dann hörte ich hinter mir die Sätze, die mir den Tag retten sollen und ich beglückwünschte mich, dass ich den Spanischkurs in Buenos Aires gemacht hatte, der mich verstehen ließ, dass es wohl an vielen Tagen am Morgen so ist, die Wolken und der Nebel sich aber gegen zehn Uhr verziehen.
Erleichtert ließ ich mich ins Gras sinken und machte erstmal Frühstückspause mit dem köstlichen Gebäck aus der französischen Brasserie, dem einzigen Juwel von Aguas Calientes, schließlich war es nicht mal acht Uhr und so hieß es nun warten.


This is it. Machu Picchu - Hidden under clouds and mist

Well, at least there is a proof that sun is still hidden somewhere

Is that Lama laughing at me???

In der Zwischenzeit lief ich nun durch Machu Picchu selbst, aus zwei Metern Entfernung waren die Mauern schließlich auch bei Nebel bestens zu erkennen und erfreute mich an dem stetig besser werdenden Ausblick. Nachdem ich Machu Picchu nun einmal durchlaufen hatte und als selbstausgewiesener Fachmann erkannte, dass Machu Picchu zwar eine extrem gut erhaltene Stadt ist, schließlich haben die Spanier sie nie gefunden und somit nicht geplündert, aus architektonischer Sicht Tiawanaku, Saqsayhuaman oder die Pyramiden der Mayas aber beeindruckender sind und Machu Picchu somit vor allem auf Grund seiner unvergleichlichen Lage ganz klar die bedeutenteste dieser Städten darstellt. Und diese würde ich mir nun auch endlich aus der besten Position anschauen.
Und als ich den Hügel gegenüber von Machu Picchu nun bereits zum zweiten Mal an diesem Morgen bestiegen hatte, bot sich mir wirklich ein gigantischer Ausblick, der wirklich jeden Preis wert ist. Ringsum erheben sich steile Hügel, tief unten im Tal fließt ein Fluß, auf den entfernten Hügeln hängen noch die Wolken und unmittelbar vor mir, über den Hügel ausgebreitet, vom dahinter liegenden Berg Wayanu Picchu überragt, liegt es nun endlich: Machu Picchu!


The gay pride banner... damn, I mixed them up again. The INCA banner is apearing out of the clouds
That's what I call an improving outlook
The view is getting better and better and an amazing landscape unveiled
As the clouds disappear I manage to smile again. Here in the Gate of the Incas



Finall, Machu Picchu in all it's beauty - Or maybe not, as the panorama of the 360° view is even more impressive


Since I'm travelling I'm carrying this medal of St. Christopherus, the protector of travellers, which my grandfather used to wear on his car key, with me. Without the spirit of my grandfather I wouldn't be here.

Ich kann nur jedem Reisenden, der einen Blick für Menschen und Situationen hat, empfehlen sich nachdem man Machu Picchu ausgiebig bewundert hat, eine ruhige Ecke zu suchen und die anderen Touristen beim posieren vor Machu Picchu beobachten. Die Schauspiele die man hier geboten bekommt, können es mit allem was man auf dem Broadway oder den Wagnerfestspielen zu sehen bekommt locker aufnehmen.
Drei ausgewählte kleine Schauspiele:
- zwei südamerikanische Damen mittleren Alters, die zuerst eine Viertelstunde mit Make-Up auflegen verbringen und selbst als ich mich nach einer knappen Stunde erhebe, um Machu Picchu aus der Nähe zu erkunden immernoch dabei sind eine Katalog-Model-Pose nach der anderen nachzustellen.
- zwei zuckersüße Japanerinnen, rein äußerlich kann ich Japanerinnen und Koreanerinnen zwar nur schwerlich auseinander halten, doch ist es so, dass Japanerinnen beim Fotoshooting automatisch das Peace-Zeichen mit Zeige- und Mittelfinger bilden und dieses mit horizontal erhobenem Arm auf Kopfhöhe führen, während Koreanerinnen den Arm anwinkeln und das Peace Zeichen um 90° gedreht unmittelbar an ihre Augen halten, vollführten zu Beginn des Fotoshootings genau eben jenes Schauspiel in dutzendfacher Ausführung - die für mich jedes Mal identisch perfekt wirkte - bevor sie aus ihrer Haut konnten und ihren Posen, begleitet von hohem Kichern, variierten. Ach, das japanische Volk ist so speziell und interessant, ich muss auf jeden Fall nochmal nach Japan.
- ein Paar mittleren Alters, vielleicht Amerikaner und so dynamisch wie sie gemeinsam an den Rand des Abhangs eilten, um sich Arm in Arm von ihrem Guide vor der Szenerie von Machu Picchu abzulichten zu lassen, würde ich vermuten, dass sie vor nicht allzu langer Zeit geheiratet haben. Doch nach wenigen Fotos war die Zweisamkeit auch schon vorbei und die Frau gab ihrem Mann zu verstehen, dass sie jetzt gerne ein paar Bilder ohne ihn hätte, woraufhin er erstmal ziemlich sparsam dreinschaute, bevor er brav ein paar Schritte zu Seite trat und die Posen seiner Frau voller Stolz beobachtete.
Dies mögen alles kleine, unbedeutende Anekdoten sein, doch fand ich sehr interessant wie ein solch einzigartiges Setting wie Machu Picchu unsere Eitelkeiten derart geballt hervorholt, als wären wir Figuren in einem Roman von Jane Austen oder Oscar Wilde.
Ich weiß nicht welche Beobachtungen über mich angestellt wurden, wahrscheinlich sah man mich als Bilderbuch Deutschen (zu 100% in Outdoor-Kleidung gehüllt) der rüde wildfremden Menschen seine Kamera in die Hand drückte, damit diese ein Foto von ihm schießen, weil er wahrscheinlich keine Freunde hat.
Doch ganz gleich, Machu Picchu ist ein einmaliger und wohl für jeden überwältigender Anblick und egal wie sehr man sich zum Affen macht, dieser grandiose Augenblick muss einfach festgehalten werden; und ich bedauerte, dass ich ihn auf Grund mangelnden Talents - nein, seinen wir offen: gänzlich fehlenden Talents - nicht malen konnte.

Aber naja, auf den Auslöser einer Kamera kann ich drücken und daher hier noch ein paar Impressionen:

Machu Picchu - this time from the right...


... and in Sepia
I know I'm ruining the view, but there needs to be proof

My next Facebook profile picture ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen