Mittwoch, 30. November 2011

Hsipaw (Myanmar) - So kühl, dass mir der Arsch auf Grundeis ging

Nach der Hitze in den Ebenen von Bagan und Mandalay (Mittags gerne mal über 40°) war ich über das angenehm "kühle" Klima (selten über 30°C) in Hsipaw begeistert und freute mich auf eine Wanderung mit Benjamin, den ich einige Tage zuvor im Bus nach Mandalay kennengelernt hatte.
Am Morgen des zweiten Tages teilte mir dann allerdings ein leicht panischer Hotelangestellter am Frühstücktisch mit, dass es Benjamin schlecht geht. Nach einer kurzen Visite war aber klar, dass Benjamin nichts weiter benötigt als eine unmittelbare räumliche Nähe zu sanitären Einrichtung und so machte ich mich auf den Weg zu einer Self- / Un-Guided Tour. Das Hotel stellte mir freundlicherweise eine - wie sich später herrausstellen sollte ziemlich nutzlose - Karte zur Verfügung. Die Ziele sollten ein Wasserfall und später heiße Quellen sein. Auf dem Weg zum Wasserfall traf ich dann auf ein freundliches, älteres Pärchen aus England und nachdem wir eine Weile geplaudert hatten, bemerkte ich zum wiederholten Male wie klein die touristischen fade doch sind. Denn in der Unterhaltung ließ die freundliche Dame bei der Beschreibung ihrer Zugfahrt den gewitzten Satz "Our train has just been overtaken by a butterfly!" fallen. Benjamin hatte mir auf unserer vorherigen Busfahrt von genau dieser lustigen (aber wahren) Aussage berichtet und so traf es sich, dass ich zufällig seinen vorherigen Reisegefährten über den Weg gelaufen war. Von derartigen Wiedersehen hatte ich in Myanmar einige.



Young female monks collecting alms


Scenic walk to the waterfall

In case the Hindus are right and we are reborn, I could fancy becoming a Waterbuffalo

Als wir, nach einem kleinen Umweg auf Grund gewisser Unzulänglichkeiten der Karte, den Wasserfall erreicht hatten, trennte ich mich von dem netten Pärchen und machte mich auf den Weg zu den heißen Quellen. Was mir allerdings weder die Karte, noch der freundliche Hotelangestellte mitteilten, war dass die heißen Quellen während / kurz nach der Regenzeit nicht zugänglich sind, weil ein ausgewachsener Fluß dazwischen liegt. So ein Fluß kann mich zwar nicht aufhalten (an irgendeinem Staudamm bin ich rübergekraxelt), aber dafür sorgen, dass ich mal so richtig vom Weg abkomme. Dass fiel mir dann nach ca. einer halben Stunde auch auf, aber da der Weg wirklich sehr schön war und die Aussicht immer besser wurde, lief ich einfach weiter. Und just in dem Moment, als ich daran dachte um zukehren, erblickte ich zu meiner Linken einen Pfad, der genau in Richtung meines Dorfes führte und so machte ich mich auf den Rückweg... Dachte ich. Nach mehr als einer weiteren halben Stunde musste ich nämlich feststellen, dass der Weg plötzlich eine 90° Kurve macht und statt in Richtung Stadt, um einen Berg herum führt. Herrlich! Mit noch zwei verbliebenen Stunden Sonnenschein und einem Himmel, der sich plötzlich verdunkelt und ein massives Gewitter mit sich bringt, eine ziemlich bescheidene Aussicht.


Unexected change of the weather

Got lost, thunderclouds and only 2 hours of daylight left - That sucks!

Den nächsten Kilometer legte ich im Laufschritt zurück und kam an ein paar Hütten vorbei. Auf meine Frage nach der Ortschaft Hsipaw deutete man nur weiter den Weg entlang und machte ein ziemlich überraschtes Gesicht - das war also definitiv keine der Hauptwanderrouten...
Kaum hatte ich die Hütten hinter mir gelassen kamen dann auch sogleich die ersten Tropfen und ich verpackte meinen Rucksack in der Regenhülle. Doch noch ehe ich meinen Rucksack wieder aufgesetzt hatte, knatterte ein Junge auf einem alten Moped heran. Ich lächelte ihn an und fragte "Hsipaw?" und er nickte schüchtern und da dämmerte mir, dass er das Moped aus einer der Hütten geholt hatte, um mich nach Hsipaw zu bringen. Er sprach kein Bröckchen Englisch und war unglaublich schüchtern, so dass ich nicht einmal seinen Namen erfahren konnte. Über holprige Feldwege, durch Matsch und Abkürzungen machten wir uns dann auf den Weg nach Hsipaw. Die ganze Zeit habe ich seine Kilometeranzeige beobachtet und trotz aller Abkürzungen waren es noch 6 Kilometer bis Hsipaw. Ohne den jungen Helfer wäre ich Mitten in das Gewitter und die anbrechende Dunkelheit geraten.
Kaum hatte er mich an meinem Guesthouse abgesetzt, wollte er auch schon wieder umdrehen, schließlich wollte auch er vor Einbruch der Dunkelheit daheim sein. Doch zuvor konnte ich ihm noch ein paar Kyat in die Hand drücken... vermutlich mehr als er jemals zuvor in der Hand hatte... Aber ich bin mir sicher, er wird es gut eingesetzt haben.

Sonntag, 20. November 2011

Mandalay (Myanmar) - Die erste echte Enttäuschung auf meiner Reise

Die Herren Williams und Kippling haben definitiv romantisiert. Mehr habe ich hierzu nicht zu sagen!

Inzwischen habe ich festgestellt, dass mein Blog seit Tagen in Myanmar nicht mehr zugänglich ist. Ich hätte dem örtlichen Zensor ("Webadminstrator") auch eine E-Mail schreiben können, damit die Sperrung überprüft wird, aber so groß ist mein Verlangen nun doch nicht, mit dem Staatsapparat von Myanmar in Kontakt zu kommen.

Ach ja, habe die meistverehrteste Buddha-Statue Myanmars (so heilig, dass sich ihr Frauen gar nicht erst nähern dürfen) mit Blattgold beklebt. Soll Glück bringen... Momentan wüsste ich zwar nicht, ob ich noch mehr Glück überhaupt verkraften könnte, aber ich würde es auf einen Versuch ankommen lassen.

Had to wear a Longi to get close to the Mahamuni Buddha - It suites me quite well, doesn't it? ;-)

Worshippers in front of the Buddha statue


Do as the locals do - Patting small pieces of leaf gold on the statue

Samstag, 19. November 2011

Bagan (Myamar) - Für Tage wie diese bin ich auf Reisen

Es gibt einfach Orte die muss man gesehen haben, um sie begreifen zu können. Mount Bromo war ganz sicher so einer und Bagan ist es.
Häufig ist es so, dass ich bereits im Vorfeld viel über einen Ort gelesen habe und Bilder gesehen habe, so dass der Ort selbst zwar beeindruckt, aber dem Bild in meinem Kopf wenig hinzufügen kann. Doch auch wenn ich mir versucht habe die Beschreibung des Lonely Planet vorzustellen ("über 4.000 Tempel auf der Fläche von Manhatten"), so ist meine Vorstellungskraft doch kläglich an der Realität gescheitert. Und das ist toll.
Doch nun erstmal der Reihe nach:
Dank der neuen Schnellstraßen im Zentrum von Myanmar benötigte mein Bus von Yangoon nach Bagan nur 10 statt der angekündigten 12-15 Stunden. Klingt erstmal toll, bedeutet aber, dass ich um 3 Uhr Nachts - und nicht wie gedacht im Morgengrauen - an einem staubigen Busbahnhöfchen rausgeschmissen wurde. Um die diese Zeit gestalltet sich die Zimmersuche dafür recht pragmatisch: Wenn einem jemand die Tür auf macht, ein Zimmer für 10$ zu haben ist und einem bei der Besichtigung desselbigen nicht gleich Kakerlaken oder Schimmelpilze anspringen, wird es genommen. Die angenehme Überraschung am Morgen war, dass mir die Nacht nicht berechnet wird. Hintergrund ist, dass die Unterkünfte ihre Gäste der Regierung melden müssen. Da mich am Vortag niemand gemeldet hatte, war ich offiziell also gar nicht da. Ob dieser Ersparnis euphorisch habe ich unverzüglich 2€ wieder auf den Kopf gehauen und eine Karte vom Umland von Bagan zu erstehen und ein Fahrrad zu mieten.
Der Hotelier wies mir den Weg zur ersten Pagode - einem der erklärten Highlights von Bagan - und ich radelte los. Die Pagode erreichte ich nach 5 Minuten und sie war nett... Nett, aber deutlich kleiner und uninteressanter als die Shewagon Pagode, die ich in Yangoon besichtigt hatte. Und das sollte nun eines der Highlights sein?



Ich befürchtete, dass mich die Tempelmüdigkeit übermannen würde und entschloß mich dazu ersteinmal zum großen Fluß Irriawady hinunter zu fahren. Doch schon wenige Meter nachdem ich das Dorf verlassen hatte, passierte ich bereits den nächsten Tempel und obwohl - oder vielleicht auch weil - er auf meiner Karte nur mit einer von mehr als 2.000 Nummern und nicht mit einem Namen versehen war, lenkte ich mein Fahrrad sogleich in die ihn umgebenden Büsche und machte mich daran ihn ganz für mich alleine zu erkunden. Kaum hatte ich den Tempel halb umrundet, entdeckte ich nur einige Meter weiter den nächsten, deutlich größeren Tempel. Dort war ich zwar nicht ganz alleine, sondern wurde von einem netten, jungen Birmanen herzlich empfangen. Er führte mich auf das Dach des Tempels, von wo ich zum ersten Mal die unglaubliche Aussicht über die Ebene von Bagan erblicken dürfte. Die Anzahl der zu erblickenden Tempel wird hier wirklich nur durch die Sehkraft limitiert.




Irrawady River


Probably one of the most scenic working environments in the world.

Als wir wieder ins Innere des Tempels zurück kamen, bot er mir seine Sandgemälde zum Kauf an (er sollte an diesem Tag der Erste, aber noch lange nicht der letzte sein) und wieder einmal versuchte ich einem netten Menschen, der vermutlich seine Heimatstadt, geschweige denn sein Land noch nicht verlassen hat, freundlich zu erklären, dass seine echt schönen Souveniers das letzte sind was ich in meinem knapp bemessenen Weltreisegepäck gebrauchen kann und dass ich weder ein Haus besitze wo ich sie aufstellen könnte, noch meine Familie für eine lange lange Zeit sehen werde. Wie so häufig hatte ich das Gefühl, dass er mich entweder für einen schlechten Lügner oder vollkommen bekloppt hält.
In den nächsten Stunden (und auch am gesamten Folgetag) tingelten ich und mein getreues Stahlross ("Hero" - Hab ich mir nicht ausgedacht, steht drauf) von den Ufern des Irriawady zu einem Tempel nach dem anderen, ohne dass uns Guide oder Guidebook lenkten und belehrten, ob König Rasa denn höchstpersönlich jenen Tempel im Jahr 1083 erbaut hat oder die Buddah-Statue mit einer aussergewöhnlichen Handhaltung glänzt, sondern einfach nur der Nase nach. Als die Mittagssonne zu prall wurde (37° im so gut wie nicht existenten Schatten), machte ich es mir für ein paar Stündchen auf der Aussichtsterasse einer Pagode gemütlich. Und auf den Gesichtern der vorbeieilenden Touristen konnte ich eine Frage förmlich ablesen: "Wie kann der da bloß einfach rumsitzen und lesen, sieht er denn nicht, dass vor ihm die vielleicht beeindruckenste historische Landschaft der Welt liegt?" und am liebsten hätte ich ihnen gesagt: "Setzt euch mal zu mir, lasst den Reisebus zum nächsten Tempel ohne euch fahren, lasst diese Landschaft einfach auf euch wirken, hört ein bisschen Musik, esst ein paar Kekse, quatscht über das birmanische Essen oder lest ein Buch - lebt in dieser einmaligen Landschaft und schaut euch die anderen Tempel morgen an." Doch dann fiel mir ein, dass sie morgen wahrscheinlich schon im Flieger nach Mandalay sitzen. Wenn ich nicht wüsste, dass sie diese Nacht in ihren 4-5 Sterne Hotelbetten selig schlummern, während ich vermutlich auf Grund eines der häufigen, mehrstündigen Stromausfälle ohne A/C in meinem Bett schweißgebadet aufwache, hätte ich fast ein bisschen Mitleid mit ihnen gehabt.
Ich hab mir die anderen Tempel am nächsten Tag angesehen - oder besser gesagt eine kleine Auswahl davon - und wie schon am Anfang beschrieben bin ich schwer begeistert und kaum in der Lage die Begeisterung in passende Worte zu fassen. Denn ich glaube Bagan ist einmalig auf der Welt und sobald Myanmar sich öffnet und die Bildschirme groß genug werden, um die Dimensionen von Bagan greifbar zu machen, wird es seinen rechtmäßigen Platz zwischen den Pyramiden, Angkor Wat, Machu Pichu und dem Kolloseum einnehmen.
Ich vermute die meisten von euch sind inzwischen meines Dauer-Grinsendes-Gesichts überdrüssig und somit habe ich diesmal dem Hero-Bike das Posen überlassen:


Hero bike in the front, just another amazing temple in the back.


Hero bike wanted to join the monastry, but was rejected. :-(


Hero bike in romantic mood.


Stupid Hero bike lost the way. Had to push it through sand for an hour.


Hero bike was a little shy this morning, can you find it though?


Hero bike was so glad it wasn't him who rented it.

Freitag, 18. November 2011

Yangon (Myanmar) - Ankunft in einer anderen Welt

Heute bin ich Myanmar angekommen (heute= der Tag an dem ich diese Zeilen tippe - was sich massiv vom Veröffentlichungsdatum unterscheidet, da der Internetzugang in Myanamr sehr eingeschränkt ist).
Myanmar ist einer der wenigen Orte dieser Welt die ganz anders ticken als die "normale" Welt da draussen und im Gegensatz zu Nordkorea oder Venezuela hört man von den Leuten die in Myanmar waren nur Gutes. Deshalb bin ich hier.
Ein kurzer Abriss was hier so anders ist:
- Myanmar wird von einer Militärdiktatur beherrscht
- tausende politische Gefangene werden in den Gefängnissen festgehalten
- den letzten Revolutionsversuch vor 3 Jahren haben Mönche angeführt - er wurde niedergeschlagen
- Im Korruptonsindex von Transparency International nimmt Myanmar den vorletzten Platz ein (vor Afganihstan)
- es gibt im gesamten Land keine Geldautomaten
- Gewechselt werden können nur saubere, ungeknickte (das musste ich schon am eigenen Leib erfahren) Dollar- oder Euronoten (höhere Noten geben bessere Wechselkurse)
- Touristen dürfen große Teile des Landes nicht oder nur mit Sondergenehmigungen bereisen
Klingt abschreckend? Genau das ist der Grund warum dieses Land trotz mytischer Sehenswürdigkeiten (Mandalay (von Kippling gepriesen, von Robbie Williams besungen), Inle-See und Bagan) von den meisten Touristen gemieden wird und somit für viele die hier waren, um so interessanter macht.
Und mein erster Tag in Yangon hat genau das bestätigt. Auf der einen Seite wird man mit viel Armut, Elend und Schmutz konfrontiert (was in einem Land, das über imense wertvolle Rohstoffe, drekte Handelswege zu China und Indien und zahlreiche tourischte Anziehungspunkte verfügt nicht sein dürfte), auf der anderen Seite sind die Menschen trotdem unheimlich freundlich, hilfsbereit und lächeln sicher mehr als die Menschen in Europa.

Gold and dirt - The contrasts of Myanmar

Die Rückständigkeit Myanmars wird insbesondere bei der Betrachtung der Fahrzeuge, die hier verkehren, deutlich. So habe ich eine Stunde mit meinen Reisebekanntschaften verbacht in der wir über die Geschichte unseres kleinen blauen Mazda-Taxis fantasiert haben. Gebaut wurde es sicher in den 60er oder 70er Jahren in Japan und vermutlich auch dort gefahren. Ob es danach in Südamerika oder Vietnam im Einsatz war, war blosse Spekulation, aber ein Tachoskala, die nur bis 60 km geht und ein Innenleben, das sämtlichen Lebens (Verkleidung, Türöffner (geht nur von Aussen), Beifahrerfach...) beraubt war, lassen auf eine äusserst lange und spannende Geschichte schliessen.
Auch das Telefonwesen war ähnlich aussergewöhnlich. "Öffentliche" Telefone auf einem Tisch am Strassenrand und ein "Telegraph Office", das allem Anschein nach noch in Betrieb war, machen deutlich, dass Myanmar nicht nur anders als die westliche Welt, sondern auch ganz anders als der Rest von Südost-Asien ist.



You consider telegraphs oldschool?...

... Then try one of the "public" phones.


In krassem Gegensatz dazu stand dann die goldene Shwedagon Pagode, das spirituelle Herzstück des Landes, das mit seinem Glanz beeindruckte. Für mich war das eigentliche Highlight aber der Streifzug durch die Quartiere der Mönche unterhalb der Pagode, wo man insbesondere den jungen Mönchen beim spielen, plaudern und Unfug machen zusehen konnte - Mönche sind halt auch nur Menschen.

Myanmar - Light and shadow are always close together



Shwedagon Pagoda in Yangon - Myanmar's pride