Buenos Aires ist toll. Aber wenn einen einmal das Reisefieber gepackt hat, dann kann einen auch eine Metropole wie Buenos Aires nicht dauerhaft halten. Und so habe ich mich am zweiten Wochenende in BsAs mit Kelly (die mich ja schon bei den vorherigen Episoden begleitet hat und mich auch bis fast zur bolivianischen Grenze begleiten wird) und Maria aus Buenos Aires, auf den Weg nach Uruguay gemacht. Wobei der Weg ziemlich kurz ist. Man geht zum Hafen von Buenos Aires, checkt für eine Bootspassage ein, lässt seinen Pass vom argentinischen Zollbeamten und dem uruguananischen Pendant, dass sogleich hinter ihm sitzt, stempeln und ist theoretisch schon in Uruguay. Bevor wir dann aber den Fuß auf den Boden uruguaianischen Festlands setzten konnten, mussten wir zuerst eine 3 stündige Bootsfahrt nach Montevideo, der Hauptstadt Uruguays zurücklegen. Dort erreichten wir dann Freitag um 20 Uhr das äußerst charmante Hostel Buen Camino und liessen uns vom Besitzer, einem jungen, ausgewanderten US-Amerikaner mit Tipps für die nächsten 3 Wochen eindecken. Und zugegeben, alles was er uns empfohlen hatte, sollte sich als ziemlich cool herausstellen. Am ersten Abend liessen wir es dann vorerst etwas ruhiger angehen und tankten nach einer leckeren Pizza und einem Barbesuch, den Kelly unaufhörlich damit kommentierte, dass Montevideo in Puncto Männer deutlich mehr zu bieten hat als Buenos Aires (was ich hinsichtlich der Frauen nicht bestätigen kann), ausgiebig Schlaf für einen langen Samstag.
Zeitig wachten wir an diesem Samstag auf und deckten uns auf Empfehlung unseres Gastgebers gleich um die Ecke in der kleinen Bäckerei einer alten Damen mit frisch gebackenen Mini-Croissants ein, die mit Dulce de Leche (natürlich), Schinken-Käse, Salami oder Käse-Marmelade gefüllt waren. Diese verputzten wir gemütlich, während wir über den Wochenmarkt liefen. Von hier steuerten wir in Richtung einer weiteren Empfehlung, dem Museum für Moderne Kunst. Bei unserer Ankunft war dieses allerdings noch geschlossen und so kehrten wir um die Ecke in einem der in Montevideo zahlreichen "Old-Man-Pubs" ein (zu Deutsch: Eine Kneipe in der sich nur ältere Herren einfinden, rauchen, trinken und gegrilltes essen). Selbst der Einmarsch der Bremer Stadtmusikanten oder von Fidel Castro mit Lady Gaga im Arm hätte schwerlich für mehr Verwunderung sorgen können, denn es muss schon eine Weile her gewesen sein, dass sich die letzte junge argentinisch-englisch/jamaikanisch-deutsche Besuchergruppe dort eingefunden hat. Schnell wandelte sich das Staunen aber in höchste Gastfreundlichkeit und so wurde schnell ein Tisch für uns herbeigeschafft. Nach einem flüchtigen Blick über die anderen Tische waren wir uns bewusst, dass eine alkoholfreie Bestellung auf keinen Fall angemessen war und da wir uns keine Schande machen wollten, war auch klar, dass wir an einem großen Teller mit haufenweise Gebratenem kaum herum kommen würden. Die folgende Order wurde dann auch mit einem freudigen Lächeln entgegen genommen und ausgeführt. Alle fünf Minuten stand dann ein anderer alter Herr an unserem Tisch (Kellner, Grillmeister, ein weiterer Kellner, Ehren-Kellner und zum Schluss der Besitzer), um sich nach unserem Wohlbefinden zu erkundigen oder um uns mit Brot, Dips oder Servietten zu versorgen. Nachdem wir einen riesigen Berg Gegrilltes verspeist und mit Bier und Wein hinter gespült hatten, wurden wir von allen Gästen freundlich verabschiedet und gingen zum Museum auf der anderen Straßenseite.
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Fruitmarkets - Different in all parts of the world, but always a delight |
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A light lunch at an old man pub |
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If anybody wonders what I mean when talking about "morbid charme": This! |
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The Espacio De Arte Contemporaneo is located in an old jail... |
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... an appropriat place for art like this |
Für ein Kunst-Museum fand ich das Espacio De Arte Contemporaneo ziemlich interessant, was nicht nur daran lag, dass es sich in einem ehemaligen Gefängnis befand, sondern auch die Exponate haben mir eher zugesagt als in den meisten anderen Kunst-Museen.
Im Anschluss stand dann das Standard Touri Programm rund um den Plaza de Independencia und die Uferpromenade an und ich muss sagen Montevideo ist schon ein nettes Städtchen und eine angenehme Abwechslung zum riesigen Buenos Aires.
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Perfect weather for a weekend trip. The wind was only blowing once to straighten the flag on the Placa de Independencia for my foto |
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Enjoying the nice architecture of Montevideo |
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And having a last look at the sea for a long time... The Andes are calling |
Zurück im Hostel entschied ich mich dafür ein kleines Nickerchen zu machen, bevor wir uns dem Abendessen und dem Nachtleben widmen würden und so verabschiedete ich mich mit den Worten: "Falls ich einschlafe, weckt mich bitte um 9 Uhr!" von meinen beiden Begleiterinnen.
Das nächste was ich wahrnahm, war Maria, die in der Finsternis des Hostelzimmers hin und her lief und vor sich hin plapperte. Es dauerte eine Weile bis ich realisierte, dass ich total verschlafen hatte, da die beiden Damen sich wohl auch zu Bett gelegt hatten und natürlich keinen Wecker gestellt hatten.
Ein Blick auf die Uhr verschaffte mir ein klareres, wenn auch nicht schöneres Bild: 2 Uhr Nachts! Und wir wollten doch feiern gehen... In den meisten Ländern wäre der Abend wohl gelaufen, aber nicht in Argentinien oder dem recht ähnlichen Uruguay. Wortkarg wie ich nach soeben beendeten sechs Stunden Schlaf war, sagt ich daher zu den beiden Mädels: "Let's get ready. In half an hour we leave to party!" und auch wenn ich es kaum glauben konnte geschah dem auch so und gegen 2:30 Uhr waren wir bereits in einem Club und das ist für südamerikanische Verhältnisse auf keinen Fall spät.
Im Club wurde dann fast ausschließlich zu Cumbia getanzt (schlichte Tanzrhytmen, die Südamerikanern im Blut liegen, in meinem Erbgut aber nicht mitgeliefert wurden), was mich nach einer Weile dann fast dazu gebracht hätte den DJ um ein paar Songs von David Guetta zu bitten, doch just in diesem Moment kam er selbst auf die Idee, auch wenn es nach einer Viertelstunde internationaler Musik wieder Zeit für Cumbia war. Da wir aber schnell mit ein paar Montevideoanern ins Gespräch kamen und die Stimmung super war, feierten wir trotz etwas eintöniger Musik bis zum Sonnenaufgang und krönten die gelungene Nacht mit einem Burger an der nächsten Straßenecke.
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Kelly and our new Uruguayian friend dancing Cumbia |
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If you are having fun it doesn't matter how you might look :) |
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A burger at sunrise. It definitly was a good night. |
Nach einer kurzen Nacht machten wir uns dann am nächsten Vormittag auf den Weg ins vollkommen entschläunigte Colonia, in dessen mit Kopfstein gepflasterten Straßen die Zeit seit hunderten Jahren stehengeblieben zu sein scheint. Hier genossen wir noch ein paar Stunden Ruhe (auch wenn die sonntäglichen Touristenhorden ihr möglichstes taten diese zu stören), bevor wir mit der Fähre wieder zurück in den Trouble von Buenos Aires fuhren.
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Colonia: A nice, slightly tropical port... |
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...with charming coble stone streets |
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The last minutes of a very nice weekend |
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