Vom Plaza de Mayo führt die Straße Defensa ins Herz von San Telmo wo es am Wochenende einen großen Antiquitätenmarkt und ansonsten unzählige Tangoaktivitäten gibt. Über das Treiben wacht die San Fransisco Kirche.
Zum Lunch geht es zum Puerto Madero, der wie eine vergrößerte Kopie des Düsseldorfer Medienhafens wirkt (oder ist es anders herum?). Am östlichen Ende gibt eine Ecke, die besonders bei Paaren beliebt zu sein scheint, denn sobald wir diese passiert hatten, bot sich uns der Anblick von sechs Paaren, die auf Wiesen, Bänken oder an Geländern knutschten, fummelten oder taten was man sonst noch soeben in einen FSK 16 Film packen kann. In den meisten anderen Städten dieser Welt hätte ich das für einen Flash Mob gehalten, doch hier in Buenos Aires gewöhnt man sich schnell daran, dass Menschen in der Öffentlichkeit ihre Liebe zueinander zur Schau stellen.
Unweigerlich muss man bei der Erkundung von Buenos Aires die Straße des 9. Juli überqueren. Mit stellenweise bis zu 8 Fahrstreifen pro Fahrtrichtung versetzt sie so manchen Europäer in Angst und Schrecken, aber wie so häufig in Buenos Aires mag einen die schiere größere erstmal beeindrucken, doch geht es hier meist sehr organisiert zu und wenn man die Verhältnisse in Ho-Chi-Minh-Stadt oder Jakarta erlebt hat (wo einem Scooter auf einem Dutzend Fahrstreifen entgegen kommen und keine Ampel in Sicht ist), kommt einem das schon fast wie eine Verkehrsberuhigte Zone vor.
Über hunderte Meter hinweg ist hier der Obelisk, eines der vielen Denkmäler zur argentinischen Unabhängigkeit, zu sehen, allerdings ist der in erster Linie groß und nicht gerade eine Schönheit.
Nicht nur für Gruftis ist der Friedhof von Recoletta ein Muss, denn die Statuen, Denkmäler und Familiengruften von wichtigen argentinischen Persönlichkeiten, die ich allerdings meist nur von Straßenschildern kenne, sind schwer beeindruckend und versprühen einen denkbar morbiden Charme. Der Besuch des Grabs von Evita steht natürlich auf dem Pflichtprogramm eines jeden Besuchers und viele Bewunderer legen auch heute noch Blumen nieder.
Ein Highlight für einen Bücherwurm wie mich ist das El Ateneo, ein ehemaliges Theater, das heute als imposante Buchhandlung dient. Leider ist die Sektion der englischen Bücher quantitativ überschaubar und qualitativ ein Grauß, doch zumindest das Cafe, welches sich auf der früheren Bühne befindet, lädt zum verweilen und staunen ein.
Langsam beginnt es zu dämmern und es gibt noch so viel zu sehen. So bleibt nur kurz Zeit das schöne fünf-Uhr-dreissig-Licht über dem Parlamentsgebäude und der Diagonal Norte (einer der ganz wenigen nicht quadratisch verlaufenden Straßen in Buenos Aires) einzufangen.
Rechtzeitig bevor die Sonne untergeht und es in La Boca statt schönen Schnappschüssen unschöne Kopfschüsse gibt, komme ich in einem der ärmsten Stadtteile von Buenos Aires und der Heimat des populärsten Fußball-Team (die Boca Juniors - aber dazu im nächsten Artikel mehr) des Landes an. Rund um El Caminito "Die kleine Straße" befinden sich hier zahlreiche Wellblechhäuser, die in bunten Farben bemalt und mit lebensgroßen Figuren verziert sind.
und da man in Buenos Aires, wenn man etwas auf sich hält - ohnehin niemanden vor 23 Uhr (dreiundzwanzig UHR!!!) trifft oder zu Abend isst, bleibt auf dem Weg noch genug Zeit, um ein paar Fotos vom Monumente Espanole in diversen Farben zu machen.
Mit guten Schuhsohlen und vielleicht der ein oder anderen U-Bahn- oder Taxi-Fahrt, liesse sich solch eine ausgiebige Erkundung Buenos Aires wohl sogar in einem Tag bewerkstelligen, doch empfehle ich euch lieber auch einen Monat (mindestens) Zeit zu lassen, denn gerade das was neben all diesen Sehenswürdigkeiten passiert macht BsAs so besonders.
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