Montag, 11. Februar 2013

Düsseldorf - There and back again

Fast 6 Monate ist es nun her dass ich meine Reise beendet habe.
Gute fünf Monate lebe ich nun in meiner neuen Wohnung / WG und gehe wieder meinem Beruf nach. Mehr als ein halbes Jahr bin ich nun schon mit Andrea - die ich in Kolumbien kennengelernt hatte - zusammen.
Wie schnell die Zeit vergeht...

Es fühlt sich anders an nun an diesem Blog zu schreiben. Nicht mehr der weltreisende Sebastian zu sein, der den Verwandten und Freunden daheim und in aller Welt von seiner Reise und seinen kleinen Abenteuern erzählt. Der nicht einfach mehr die soeben erlebten Momente in Worte packen und hochladen kann.
Obwohl, können täte ich das schon, nur wären diese Momente aktuell um einiges langweiliger und das will ich euch nun doch nicht zumuten. ;-)
Dennoch überkam mich an diesem Karnevalssonntag, an dem das bisher produktivste war, dass ich das Bett verlassen habe, der Drang diesen Blog, der weil das Leben dazwischen kam, ja nie so richtig zu Ende geführt wurde, abzuschliessen.

So, und was werden nun - heimgekehrt und mit gebührendem Abstand reflektierend - meine letzten, weisen Worte sein?
Dass das Leben selbst eine Reise ist? Dass ich mit Andrea das Beste meiner Reise gewinnen und bewahren konnte? Dass es bestimmt nicht die letzte Weltreise war? Dass es daheim ja auch schön ist? Dass all die tollen Menschen, die ich kennengelernt habe, die Reise so besonders gemacht haben? Dass es wohl als nächstes nach Costa Rica geht? Das ich mich verdammt glücklich schätzen kann? Dass es vielleicht die Beste Zeit meines Lebens war?
Stimmt alles, aber es würde der Reise alles nicht gerecht werden. Denn was wirklich zählt ist nicht die Moral von der Geschichte, sondern die Geschichte selbst. Und ich hoffe ihr hattet Spaß an den Geschichten, die ich hier im Blog verarbeitet habe.

Sebastian



Mittwoch, 29. August 2012

Bogota (Kolumbien) - Zugabe 1 von 3

Inzwischen sitze ich schon wieder wohlbehalten zu Hause auf dem Sofa meines Elternhauses und stopfe köstliche Erdbeertorte in mich hinein, auf dass die 16kg die ich auf der Reise verloren habe wieder drauf kommen, doch schulde ich euch noch ein paar Artikel aus dem letzten Ziel meiner Reise: Kolumbien!

Dort habe ich gleich in Bogota wieder einmal über Couchsurfing einen tollen Menschen kennengelernt. Und diesmal einen ganz besonders besonderen. Ich hatte Andrea angeschrieben, weil wir laut ihrem Profil die gleichen Interessen in Bezug auf Musik, Literatur und Film teilen und so dachte ich mir, dass dies eine hervorragende Gesellschaft sei, um mich im riesigen Bogota (mehr als 8 Millionen Menschen) ein wenig herum zu führen. Leider ist Andrea recht fotoscheu und so war ich doch überrascht - äußerst positiv überrascht - als ich Andrea, nach einer 1 1/2 stündigen Odyssee von 140 Blocks im Bus durch das gigantische Bogota, gegenüber stand. Und da wir uns gegenseitig sehr gut leiden konnten, verbrachten wir fast zwei Wochen gemeinsam in Bogota und Cartagena an der Karibikküste. Natürlich hatte meine Planung ursprünglich anders ausgesehen und ich verpasste einige Ort die ich in Kolumbien eigentlich sehen wollte, aber manchmal muss man sich dem Schicksal einfach ergeben, wenn es es so gut mit einem meint.

Für die nächsten Tage führte ich in Bogota ein Leben, das verglichen mit meinem Lebenswandel in den letzten Monaten ja geradezu als bodenständig bezeichnet werden konnte. Stadtbummel, die Restaurants der Zona Rosa - des Ausgehviertels von Bogota - besuchen, Abends eine DVD schauen und Sushi bestellen, bei Juan Valdez (dem kolumbianischen Starbucks) sitzen und an meinem Blog schreiben, mit Freunden einen Cocktailabend oder besser gesagt einen Pisco Sour  (Nationalcocktail von Peru) Abend machen....
Diese Pisco Sour Nacht hat mich eine wichtige Lektion gelehrt, die wohl für Frauen im Allgemeinen und Kolumbianerinnen im Speziellen gilt. Mit der Gesellschaft einer interessanten Frau sollte man sich glücklich schätzen. In der Gesellschaft von zwei solcher Frauen ist man ein echter Glückspilz, mit dreien ein riesiger Glückspilz, mit vieren fängt man an an seinem Glück zu zweifeln und bei fünfen spielt man ab irgendeinem Punkt mit dem Gedanken sich für den Rest des Abends auf dem Klo einzuschließen. ;)

Desert mayhem with Andrea @ WOK in Bogota's Zona Rosa - All reeeeeally yummy.

Pisco Sour night with five Bogota girls...

... a lot of fun
Frozen Pisco Sour, so yummy you might want to eat it with your fingers
Da Andrea früher für die Sprachschule eines Onkels als Touristenführerin gejobbt hat, kennt sie natürlich alle Sehenswürdigkeiten in und um Bogota und ihre Geschichte und so hatte ich für die nächsten Tage meinen persönlichen Tourguide immer zur Hand. Wir erkundeten die Salzkathedrale, eine riesige Kirche in einer gigantischen, noch immer aktiv genutzten Salzmine. Eine spannende Abwechslung zu all den Kathedralen, die man sonst in jeder Mittel- und Südamerikanischen Stadt die was auf sich hält, rechts und links des Plaza de Armas aufragen sieht. So bleiben einem hier auch der gekreuzigte Jesus und all die Marienstatuen erspart. Stattdessen sind die Kreuze auf unterschiedliche Weisen aus dem Salzstein geschlagen, um so z.B. den Kreuzweg Jesus darzustellen.
Zusammen ging es dann ins Gold Museum, wo es einen ganzen Haufen indigener Goldarbeiten zu sehen gab. Klingt jetzt vielleicht erstmal nicht ganz so spannend, wenn man sich dann aber vor Augen ruft, dass genau diese Arbeiten für die Schaffung der Legende von El Dorado verantwortlich waren, dass in dieser Gegend vermutet wurde, fühlt man sich gleich in das Zeitalter der Konquistadoren zurückversetzt.
Da Andrea dann und wann aber doch mal die ein oder andere Vorlesung besuchen musste, fuhr ich alleine mit der Seilbahn auf den Berg und Aussichtspunkt Montserrat, von dem ich eine unglaubliche Aussicht über das gigantische Bogota hatte. Diese 8-Millionen Stadt erstreckt sich über eine Hochebene und enthält keinerlei landschaftliche Unterbrechungen (Flüsse, Hügel, Seen...). Da es auch im Zentrum nur wenige Hochhäuser gibt und die Gebäude im allgemeinen eher flach sind, wirkt Bogota einfach nur gigantisch und ausufernd und ich musst mich mal wieder Fragen wer bloß auf die dämliche Idee gekommen war eine solche Stadt auf fast 3.000 Meter über dem Meer zu errichten.

Viewpoint Montserrat in the back as seen from the old town

Bogota - Even for an eight million metropolis it is pretty huge

Yeah, old stones!!! Grim looking guy from St. Augustine - at least my guide (Andrea) told me so

Entrance to the salt cathedral
An archangel overlooking the main catheral

See how serious I take this?
Nach zahlreichen tollen Tagen hieß es dann für mich Abschied nehmen von Bogota und glücklicherweise fiel mein Abreisetag auf einen Sonntag und so konnte ich noch die Cyclovia miterleben. Hierfür werden jeden Sonntag zwei der Hauptverkehrsstraßen von Bogota für den Straßenverkehr geschlossen und Fahrradfahrer, Jogger, Spaziergänger, Inlineskater und Obstsalat-Verkäufer übernehmen die Straßen. Auch Andrea und ich mischten uns unter das Volk und als dann sogar - zum gefühlten ersten Mal in zwei Wochen in Bogota - die Sonne rauskam und es richtig warm wurde, musste ich feststellen, dass es mir diese viel zu große Stadt doch irgendwie angetan hatte.

Cyclovia - Every Sunday some of Bogota's main streets turn into cycling, jogging and strolling areas

Taking a last stroll through Bogota - Heading to Juan Valdez, of course

Freitag, 17. August 2012

Machu Picchu (Peru) - Die vergessene Stadt der Inkas

Auf meine Reise gab es kaum einen anderen Meilenstein dem ich so sehr entgegen fieberte wie Machu Picchu, der vergessenen Stadt der Inkas. Und Machu Picchu zu sehen war mir auch fast jeden Preis wert und das sollte es besser auch, denn der Besuch geht schon ziemlich ins Geld. Zuerst einmal muss man nach Cusco und dort lassen einem wie geschildert Sehenswürdigkeiten und gut gemachte Touristenfallen das Geld nur so aus den Taschen fließen. Dort bucht man dann ein Ticket für Machu Picchu (40 €) und eine Fahrkarte für den Zug. Selbst wenn man diesen ab Ollantaytambo bucht (3 Stunden von Cusco), schlägt die Fahrt immernoch mit ca. 80 € zu Buche. Eine stolzer Preis für eine Fahrt von 40 km (1 1/2 Std.) pro Strecke. Alternativ hätte ich auch einen mehrtägigen Treck nach Machu Picchu machen können (der berühmte Inka Trail selbst war bereits bis in den Oktober hinein ausgebucht), aber mich plagte immernoch eine seltsame Kombination aus Erkältung, ungeregelter Verdauung und Schwächegefühl, die mich seit La Paz begleitete (keine Sorgen Mama, inzwischen ist alles wieder gut) und so entschied ich mich für den gemütlichen Zug.
Nach einer Nacht in Aguas Caliantes, einer Ortschaft die nur dafür existiert, um den Besuchern von Machu Picchu ein Bett und ein Abendessen bereitzustellen und ihnen die Möglichkeit bietet jedes erdenkliche Machu Picchu Merchandise zu erwerben, was nicht gerade zu ihrem Charm beiträgt, stand dann am frühen Morgen eine Busfahrt auf den Berg von Machu Picchu (weitere stolze 6€ für eine Fahrt von 10 Minuten) an. Nachdem nun sämtliche Kosten entrichtet waren und ich in der langen Schlange am Eingang von Machu Picchu schlussendlich bis zur Pforte selber vorgerückt war, war die Vorfreude grenzenlos. Mit schnellem Schritt ging ich den Berg hinauf und versuchte mich an dicken Amis, japanischen Touristen, die in Zeiten der Farbfilmfotografie bereits jetzt den ersten Film hätten wechseln müssen und den generell etwas langsameren Schweizern (und da sag nochmal jemand reisen würde mit Vorurteilen aufräumen ;)), vorbei zu schlängeln. Und dann stand ich endlich auf dem Hügel gegenüber von Machu Picchu, von dem sämtliche Besucher ihre neuen Facebook-Profilphotos, Fotoleinwandmotive oder das Material für ganze Dia-Abende schießen und ich sah..... NICHTS!!!!
Machu Picchu war von Wolken und Nebel verhangen und es gab nichts zu sehen. Zuerst machte sich Enttäuschung breit, die unverzüglich in Panik umschlug. Sollte der ganze Weg umsonst gewesen sein, die ganze Vorfreude unbegründet, sollte ich das große Highlight Südamerikas nur in der verpixelten "Pay-TV für nicht Abonenten Fassung" zu sehen bekommen? Ich dachte nur: Wenn das so bleibt, heule ich mich heute in den Schlaf. Dann begann ich zu überlegen: Könnte ich morgen wiederkommen? Ob es wohl noch Tickets gibt? Das teure Zug Ticket müsste ich wohl verfallen lassen und noch eine Nacht im lieblosen Aguas Calliente verbringen. Doch dann hörte ich hinter mir die Sätze, die mir den Tag retten sollen und ich beglückwünschte mich, dass ich den Spanischkurs in Buenos Aires gemacht hatte, der mich verstehen ließ, dass es wohl an vielen Tagen am Morgen so ist, die Wolken und der Nebel sich aber gegen zehn Uhr verziehen.
Erleichtert ließ ich mich ins Gras sinken und machte erstmal Frühstückspause mit dem köstlichen Gebäck aus der französischen Brasserie, dem einzigen Juwel von Aguas Calientes, schließlich war es nicht mal acht Uhr und so hieß es nun warten.


This is it. Machu Picchu - Hidden under clouds and mist

Well, at least there is a proof that sun is still hidden somewhere

Is that Lama laughing at me???

In der Zwischenzeit lief ich nun durch Machu Picchu selbst, aus zwei Metern Entfernung waren die Mauern schließlich auch bei Nebel bestens zu erkennen und erfreute mich an dem stetig besser werdenden Ausblick. Nachdem ich Machu Picchu nun einmal durchlaufen hatte und als selbstausgewiesener Fachmann erkannte, dass Machu Picchu zwar eine extrem gut erhaltene Stadt ist, schließlich haben die Spanier sie nie gefunden und somit nicht geplündert, aus architektonischer Sicht Tiawanaku, Saqsayhuaman oder die Pyramiden der Mayas aber beeindruckender sind und Machu Picchu somit vor allem auf Grund seiner unvergleichlichen Lage ganz klar die bedeutenteste dieser Städten darstellt. Und diese würde ich mir nun auch endlich aus der besten Position anschauen.
Und als ich den Hügel gegenüber von Machu Picchu nun bereits zum zweiten Mal an diesem Morgen bestiegen hatte, bot sich mir wirklich ein gigantischer Ausblick, der wirklich jeden Preis wert ist. Ringsum erheben sich steile Hügel, tief unten im Tal fließt ein Fluß, auf den entfernten Hügeln hängen noch die Wolken und unmittelbar vor mir, über den Hügel ausgebreitet, vom dahinter liegenden Berg Wayanu Picchu überragt, liegt es nun endlich: Machu Picchu!


The gay pride banner... damn, I mixed them up again. The INCA banner is apearing out of the clouds
That's what I call an improving outlook
The view is getting better and better and an amazing landscape unveiled
As the clouds disappear I manage to smile again. Here in the Gate of the Incas



Finall, Machu Picchu in all it's beauty - Or maybe not, as the panorama of the 360° view is even more impressive


Since I'm travelling I'm carrying this medal of St. Christopherus, the protector of travellers, which my grandfather used to wear on his car key, with me. Without the spirit of my grandfather I wouldn't be here.

Ich kann nur jedem Reisenden, der einen Blick für Menschen und Situationen hat, empfehlen sich nachdem man Machu Picchu ausgiebig bewundert hat, eine ruhige Ecke zu suchen und die anderen Touristen beim posieren vor Machu Picchu beobachten. Die Schauspiele die man hier geboten bekommt, können es mit allem was man auf dem Broadway oder den Wagnerfestspielen zu sehen bekommt locker aufnehmen.
Drei ausgewählte kleine Schauspiele:
- zwei südamerikanische Damen mittleren Alters, die zuerst eine Viertelstunde mit Make-Up auflegen verbringen und selbst als ich mich nach einer knappen Stunde erhebe, um Machu Picchu aus der Nähe zu erkunden immernoch dabei sind eine Katalog-Model-Pose nach der anderen nachzustellen.
- zwei zuckersüße Japanerinnen, rein äußerlich kann ich Japanerinnen und Koreanerinnen zwar nur schwerlich auseinander halten, doch ist es so, dass Japanerinnen beim Fotoshooting automatisch das Peace-Zeichen mit Zeige- und Mittelfinger bilden und dieses mit horizontal erhobenem Arm auf Kopfhöhe führen, während Koreanerinnen den Arm anwinkeln und das Peace Zeichen um 90° gedreht unmittelbar an ihre Augen halten, vollführten zu Beginn des Fotoshootings genau eben jenes Schauspiel in dutzendfacher Ausführung - die für mich jedes Mal identisch perfekt wirkte - bevor sie aus ihrer Haut konnten und ihren Posen, begleitet von hohem Kichern, variierten. Ach, das japanische Volk ist so speziell und interessant, ich muss auf jeden Fall nochmal nach Japan.
- ein Paar mittleren Alters, vielleicht Amerikaner und so dynamisch wie sie gemeinsam an den Rand des Abhangs eilten, um sich Arm in Arm von ihrem Guide vor der Szenerie von Machu Picchu abzulichten zu lassen, würde ich vermuten, dass sie vor nicht allzu langer Zeit geheiratet haben. Doch nach wenigen Fotos war die Zweisamkeit auch schon vorbei und die Frau gab ihrem Mann zu verstehen, dass sie jetzt gerne ein paar Bilder ohne ihn hätte, woraufhin er erstmal ziemlich sparsam dreinschaute, bevor er brav ein paar Schritte zu Seite trat und die Posen seiner Frau voller Stolz beobachtete.
Dies mögen alles kleine, unbedeutende Anekdoten sein, doch fand ich sehr interessant wie ein solch einzigartiges Setting wie Machu Picchu unsere Eitelkeiten derart geballt hervorholt, als wären wir Figuren in einem Roman von Jane Austen oder Oscar Wilde.
Ich weiß nicht welche Beobachtungen über mich angestellt wurden, wahrscheinlich sah man mich als Bilderbuch Deutschen (zu 100% in Outdoor-Kleidung gehüllt) der rüde wildfremden Menschen seine Kamera in die Hand drückte, damit diese ein Foto von ihm schießen, weil er wahrscheinlich keine Freunde hat.
Doch ganz gleich, Machu Picchu ist ein einmaliger und wohl für jeden überwältigender Anblick und egal wie sehr man sich zum Affen macht, dieser grandiose Augenblick muss einfach festgehalten werden; und ich bedauerte, dass ich ihn auf Grund mangelnden Talents - nein, seinen wir offen: gänzlich fehlenden Talents - nicht malen konnte.

Aber naja, auf den Auslöser einer Kamera kann ich drücken und daher hier noch ein paar Impressionen:

Machu Picchu - this time from the right...


... and in Sepia
I know I'm ruining the view, but there needs to be proof

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